AW: Unterstützung bei gemeinnützigem Projekt gesucht: MMORPGs
Danke!
Das mag damit zusammenhängen, dass es bei der späteren Zielgruppe um "Spielsüchtige" geht.
Jupp, genau das ist der Grund.^^
Weil mir das Attribut auch schon angehängt wurde, von Leuten die mit Computerspielen nicht das geringste am Hut hatten.
Da ich selber ein MMORPG spiele und der Fragebogen mit Spielern zusammen entwickelt wurde, läuft dieses Projekt auf der entgegen gesetzten Seite von "alle Spieler sind Suchtis", wir sind die "das ganze sollte erstmal objektiv und wissenschaftlich angegangen werden" Seite. Daher auch ein Informationsportal, das sich kritisch mit den Medien auseinandersetzen soll.
Die Arbeitsgruppe setzt sich eben nicht aus selbsternannten "Experten" zusammen, die mit dem Medium Internet oder Computerspiele nichts am Hut haben, sondern aus Leuten, die genau das stört (dass eben die meisten Aussagen zu dem Thema meist von Leuten kommen, die keinen Bezug dazu haben).
Und Vielspieler (Lebensphase) von erkrankten Menschen (mit Leidensdruck) unterscheiden können, genau dabei soll der Fragebogen später helfen. Auch ein Fragebogen zu Alkoholismus muss eine Vieltrinkerphase (die viele mal durchmachen) von leiderzeugendem Alkoholismus trennen können.
Das ist aber auch nix was du 6+ Stunden am Tag machst bzw. damit 70% + deiner Freizeit verbringst. Und wenn doch dann gibt es ja auch noch die "TV Sucht" oder "Mediensucht"?
Es gibt Verhaltenssucht gegenüber verschiedenen Verhaltensbereichen, aktuell gibt es keine Definition und es wird oft von Online-Sucht oder Internet-Sucht gesprochen. Das ist aber viel zu allgemein, da unter diese Begriffe auch "Sucht" nach Chatnutzung oder Internetpornografie fallen kann.
Wir haben uns bewusst für den Bereich der MMORPGs entschieden, da dort Suchtverhalten besonders häufig vorkommt.
Und dennoch behauptet hier niemand, dass MMORPGs kein normales Hobby sind. Ich spiele selber ein MMORPG und für mich ist das ein Hobby.
Auch ein Cocktail ist ein normales Getränk. Wenn ich nun in einer Cocktailbar normale Gäste ausgerechnet auf Alkoholismus anspreche (was sie gar nicht betrifft), dann würde ich auch keine Freudensprünge ernten, aber genau in so einer Situation bin ich mit diesem Fragebogen: Ich gehe mit einem Projekt, das Alkoholikern in einer Klinik helfen könnte, in eine Cocktailbar und spreche ganz normale Gäste an (weil ich einen Fragebogen normieren möchte).
Der einzigste Unterschied zu anderen Hobbys ist, dass tatsächlich nicht jedes Hobby Suchtverhalten auslösen kann. In einer Klinik kann man Patienten finden, die nach Online-Rollenspielen oder nach Glückspiel süchtig sind, jedoch gibt es nahezu keine Patienten, die nach Fußball oder einem Brettspiel süchtig sind. Das liegt daran, dass die Entwickler bei Glückspiel aber auch bei Online-Rollenspiel so komplexe lusterzeugende/belohnende Mechanismen eingebaut haben, dass es in seltenen Fällen vorkommen kann, dass Spieler suchtähnliches Verhalten entwickeln können (sogar mit körperlichen Entzugserscheinungen).
Für mich ist das Spiel trotzdem ein ganz normales Hobby. Nur weil man mit einem geringen Prozentsatz auf der Straße angefahren werden könnte, würde ich Fußgänger niemals als "Opfer" bezeichnen oder es für unnormal halten, wenn jemand die Straßen betritt. (Auch dann nicht, wenn ich an einem Projekt für Unfallopfer mitarbeite.) Online-Rollenspiele sind eben die befahrenen Straßen unter den Spielen und ein Brettspiel ist eben wie eine Spielstraße.
Bei dem Fragebogen gibt es bei vielen Fragen einfach zu viele Auswahlmöglichkeiten.
Beispiel: "Ich habe schon Freunde und/oder eine/n Partner/in aufgrund meines Spielverhaltens verloren."
Das ist eine JA oder NEIN frage. Warum gibts da 5 Wahlmöglichkeiten?
Das ist aber auch die einzige Ja und Nein Frage. Bei Ja und Nein Fragen kann man eben zwischen völliger Ablehnung oder völliger Zustimmung entscheiden (was dann einem Ja oder Nein entspricht) und in allen anderen Fällen (vielleicht streitet man sich zumindest mit der Freundin wegen dem Spiel oder hat sich beinahe deswegen getrennt oder das Spiel war nur ein Grund von vielen für die Trennung) kann man auch noch einen mittleren Bereich der Zustimmung auswählen.
Auch sind die Fragen bein bischen zu deutlich gestellt (wüsste aber selbst nicht wie man sowas besser formuliert). Jeder der sich nicht eingestehen will "Spielsüchtig" zu sein wird hier nicht zutreffende Antworten geben.
Klinische Diagnose-Fragebögen sind kurz, leicht durchschaubar und fragen nur Leitsymptome ab.
Bei klinischen Fragebögen geht es nicht darum unbewusste Tendenzen zu messen oder nachträglich etwas rauszufiltern, von dem der Auszufüllende nichts mit bekommt. In einem Depressionsfragebogen steht beispielsweise auch ganz einfach und oberflächlich „Ich weine häufig“ oder „Ich bin die meiste Zeit niedergeschlagen“.
Ein Fragebogen ersetzt jedoch nie das Gespräch mit dem Patient. Es sagt auch schon etwas über den Patient aus, wenn ich nach dem Gespräch auf dem Fragebogen notiere "Patient versucht unauffällig zu wirken und hat den Fragebogen nicht ehrlich ausgefüllt".
Ein fertiger und gut standardisierter Diagnose-Fragebogen kann z.B. in Psychiatrien eingesetzt werden. Hier wird er als Unterstützung des Gespräches bei der Eingangsdiagnose verwendet, aber auch um den Verlauf zu kontrollieren (psychologische Fragebögen gehören in Kliniken zur Routine-Untersuchung, z.B. verbessern sich die Werte in den Fragebögen für gewöhnlich im Laufe des Aufenthaltes, diese Werte werden wie auch die Blutwerte in der Patientenakte vermerkt).
Liebe Grüße
Corinna