Timeras' Diablo III Review

T

Timeras

Hey Folks,

da selbst unser Forum nicht von kleinen Kontroversen zu Blizzards neuestem Schachzug verschont bleibt, möchte ich meinen Senf auch mal dazu geben. Hier mal ein kleines Review von jemandem, der selbst gern meckert und auch vor über-emotionalem Kritisieren nicht zurückschreckt ... nämlich mir.

Liebe auf den zweiten Blick

Diablo ist zurück und was für einen Hype gab und gibt es noch immer um den dritten Teil? Ich selbst habe mich bis zur letzten Sekunde gegen diese Euphorie gewehrt, gar gegen das Spiel und Blizzard gewettert. Als mich dann pünktlich zum Release die Verpackung vor meiner Haustür begrüßt hat, war ich verloren. Mein Bruder hatte noch ein schlechtes Gewissen, weil er zwei meiner XBox-Spiele verlegt hat, dass er mir doch tatsächlich Diablo III geschenkt hat. Beim Öffnen der Verpackung und Installieren des Spiels rief ich mir all die guten Erinnerungen an Diablo II ins Gedächtnis. Immerhin ist das Spiel sogar noch auf meinen beiden Systemen installiert und auf aktuellem Stand. Wird der dritte Teil genau so viel Spaß machen? Muss ich womöglich meine bissigen Kommentare zum Spiel zurück nehmen?

Grafik und Präsentation

Die Beta habe ich auf meinem Notebook testen müssen und dementsprechend war ich von den Hardware-Anforderungen schockiert und enttäuscht. Selbst in 800x600 und niedrigsten Details war es die reinste Ruckelorgie, mal davon abgesehen, dass es damit auch total scheiße aussah. Dieses mal wurde es auf einer Power-Maschine installiert und ich bin begeistert, wie stimmig alles ist. Klar, die Verwandtschaft zu World of Warcraft ist unverkennbar und es hätte ruhig etwas düsterer sein können, dafür passt einfach alles perfekt zusammen. Die Charakterdesigns sind durchweg gut, nur der männliche Mönch wirkt doch arg verhungert, vor allem im krassen Gegensatz zu seinen muskulösen Abbildungen in den Zwischensequenzen.

Die Effekte der Skills, besonders derer der Nahkämpfer sind bombastisch, überall kracht und scheppert es und dank physikalischer Effekte fliegen so richtig die Fetzen. Elementar-Effekte verändern auch das Ableben der Monster, so werden diese von Säure/Gift richtig zerfressen und Feuerwaffen setzen Zombies in Brand. Auch die Umgebung kann sinnvoll genutzt werden. So lässt man Kronleuchter auf Skelette niederkrachen oder zerstört einige Holzbalken, die gerade noch so das Gemäuer gestützt haben, um Feinde unter den Gesteinsmassen zu begraben. Selbstverständlich winken für all diese Dinge die Blizzard-typischen Erfolge.

Musik- und Soundeffekte

Wer kennt ihn nicht, den typischen Tristram-Soundtrack? Schon in den ersten Spielminuten wird der Diablo-Fan von der tollen Musik eingelullt und mit voll gesprochenen Dialogen unterhalten. Und diese sind wirklich der Hammer. Blizzard hat hier keine Kosten oder Mühen gescheut, denn in der deutschen Synchronisation erwarten uns die Stimmen von Kevin Bacon, Antonio Banderas, Chuck Norris (!), Uma Thurman, Angelina Jolie und viele Andere. Selbst das wirklich gelungene Star Wars: The Old Republic konnte nicht mit einem solchen Cast aufwarten. Explosionen, Todesschreie, Zombiegestöhne und Waffenklirren tun ihr Übriges, um die Nachbarn die ganze Nacht wach zu halten.

Leider hat mein Bruder mir "nur" die Standard-Version geschenkt, aber ich denke ernsthaft darüber nach, ob ich mir später nicht sogar den Soundtrack noch kaufe, die Musikstücke sind einfach verdammt hörenswert.

Gameplay und Langzeitmotivation

Das Spielprinzip hat sich wenig verändert, allerdings spielt sich Diablo III auch nicht ganz so wie sein Vorgänger. Auch hier wurde viel von World of Warcraft eingebracht, so achtet man jetzt viel mehr auf sein Ressourcen-Management und seine Skill-Cooldowns. Der Skilltree wurde, zur unverständlicherweise massiven Verärgerung einiger Kritiker, zwar entfernt, dafür ersetzt ihn aber ein wirklich gut durchdachtes Skill/Runensystem. Die Zeiten, in denen man seinen Charakter mit wenigen Mausklicks komplett verskillt hat und ihn gleich wieder löschen konnte, sind definitiv vorbei. Und das ist gut so.

Der normale Schwierigkeitsgrad spielt sich entspannt und flüssig, der Held ist deutlich stärker als Diablos Schergen und so prügelt man sich ohne größere Probleme von Akt I bis zu Diablo selbst in Akt IV. Im Albtraum zieht der Schwierigkeitsgrad etwas an und man stirbt schon das eine oder andere Mal und denkt öfter mal über alternative Skill-Kombinationen nach. Ist man dann in der Hölle angekommen, sind Champion-Packs schon richtig fies und man beißt öfter mal ins Pixelgras. Hier und dort wird an der Ausrüstung gebastelt und vielleicht schon im Auktionshaus eingekauft.

Apropos Auktionshaus: Hier gehen die Meinungen sehr weit auseinander, und nicht nur, weil das Echtgeld-Auktionshaus vor der Tür steht. Ich weiß ehrlich gesagt nicht, warum sich alle so aufregen. In Diablo II gab es einen regen Ingame-Handel via Chat-Channels und manche Items (Stone of Jordan, Windforce) waren richtig teuer. Dazu kam der Schwarzmarkt auf Ebay, über den alle gemeckert haben. Nun wird der Schwarzmarkt einfach legal und Blizzard verdient dran und der Handel ingame wird durch das Auktionshaus deutlich einfacher als ein Chat-Kanal und private Trade-Instanzen.

Fazit

Man kann über Blizzard vieles behaupten, aber sie wissen, wie man Spiele mit Suchtpotential entwickelt. Die meisten negativen Kritiken erntet Diablo III wegen seiner derzeit häufigen Server-Instabilität und damit Unspielbarkeit (Fehler 37). Das sorgt natürlich für Stimmung in den Foren und erhitzt die Gemüter soweit, dass das Spiel an jeder Ecke so schlecht wie nur möglich geredet wird. Sieht man von den technischen Problemen ab, ist hier ein würdiger Nachfolger erschienen und setzt für das ARPG-Genre neue Maßstäbe. Das Balancing der Items und des Inferno-Modus wurde von Blizzard bereits in Angriff genommen und Änderungen für den nächsten Patch angekündigt. Alles in Allem habe ich leider fast nichts zu meckern. Für mich ist Diablo III "leider" genau das Spiel geworden, was ich erhofft und nicht wahrhaben wollte.

Danke für's Zuhören

Timeras#1449 aka Kehrer, Hexendoktor (Inferno Akt II)
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:

Ruffy

BdW-Veteran
AW: Timeras' Diablo III Review

Bin da ganz deiner Meinung.
Das einzig schlechte an Diablo ist die unzureichende Serverkapazität.

Wäre Blizz auf den Ansturm vorbereitet gewesen, so bin ich mir sicher, dass die 1500 schlechten Bewertungen bei Amazon 1400 sehr gute gewesen wären.

D3 ist bisher Spielspass pur.
 
Oben