AW: [mal was ernstes] Demo mit gewalt(ät)igem Beigeschmack
und weil man aufgeregt ist und weg will schreibt man sich die dienstnummer des polizisten auf, der gerade eben den kumpel einkassiert hat
Wenn er sich gegen als Unrecht empfundene Handlungen der Beamten wehren möchte, verlangt er halt die Dienstnummer, um Anzeige zu erstatten, ja. Gemäß "Aug um Aug" auf ihn einprügeln wäre ja ziemlich dumm.
Natürlich bin ich mir im Klaren darüber, dass sich Demonstranten auch gern mal daneben benehmen und das teilweise heftig. Denen gehört ebenso der Kopf gewaschen. Wegsperren und mal drüber grübeln lassen, ne Dusche mit dem Wasserwerfer, was auch immer. Nur, wie schnell man dabei zwischen die Fronten geraten kann, ist auch nicht zu unterschätzen. Es werden immer Unschuldige mit erwischt und es gehen immer einige von denen durchs Netz, für die die Beamten eigentlich da sind, ganz klar.
Der Faustschlag ist wohl das Härteste an der Geschichte + was da noch so gelaufen sein soll (siehe Erklärung des Anwalts), man aber nicht im Video sieht. Dass der Geschädigte erst noch zurückgezogen wird, als er dem Platzverweis (für mich) offensichtlich Folge leistet... na wenn das in Ordnung ist, bitte...
Im Übrigen hab ich gerade eine Gegendarstellung eines Augenzeugen zur Pressemitteilung der Polizei gefunden.
[url=http://www.berlin.de/polizei/presse-fahndung/archiv/138631/index.html]der Polizei[/url] schrieb:
Im Zusammenhang mit der Überprüfung des Lautsprecherwagens kam es seitens mehrerer Teilnehmer zu massiven Störungen der polizeilichen Maßnahmen. Trotz wiederholter Aufforderungen, den Ort zu verlassen, störte insbesondere ein 37-Jähriger weiter. Die Beamten erteilten ihm schließlich einen Platzverweis. Nachdem auch dieser wiederholt ausgesprochen worden war und der Mann keine Anstalten machte, dem nachzukommen, nahmen ihn die Polizisten fest. Hierbei griff ein Unbekannter in das Geschehen ein und versuchte, den Festgenommenen zu befreien, was die Beamten mittels einfacher körperlicher Gewalt verhinderten. Der Unbekannte entfernte sich anschließend vom Tatort. Der 37-Jährige erlitt bei seiner Festnahme Verletzungen im Gesicht und kam zur Behandlung in ein Krankenhaus.
Dazu die
Gegendarstellung:
Die genannte Überprüfung fand in der Linkstraße, also dem Ort des weiteren Geschehens, statt. Ich habe dort bis zur ersten Festnahme keine Störung bemerkt. Diese Festnahme fand laut Zeugenaussage während eines Interviews statt (von dem Interview dürfte es eine Tonaufnahme geben, die das belegt). Von einer massiven Störung kann also auch hier nicht gesprochen werden. Der erwähnte 37-Jährige ist wohl der Radfahrer. Sein störendes Verhalten bestand darin, nach der (in der Pressemeldung nicht erwähnten ersten Verhaftung) eine Dienstnummer zu verlangen. Anders als andere Personen kam er dem „Platzverweis“ sehr schnell nach, wie auf dem Video erkennbar. Dass „ der Mann keine Anstalten machte, dem [Platzverweis] nachzukommen“, ist offensichtlich falsch. Dieser Platzverweis bestand bsw. darin, dass ein Beamter mir aggressiv entgegenschrie: „Sie stellen sich jetzt besser nicht vor das Fahrzeug“. Auf meine Nachfrage wiederholte er die Aussage und schritt drohend auf mich zu. Personen, die dabei waren die Straße zu verlassen wurden teilweise zur jeweils anderen Straßenseite geschubst. In dem Fahrzeug befand sich die vorher Festgenommene.
Keiner der Anwesenden machte Anstalten, eine Gefangenenbefreiung zu versuchen. Wie im Video teilweise am Rand sichtbar ist, waren die wenigen sich im direkten Umfeld befindlichen Personen damit beschäftigt, sich vor den Schlägen der Polizei zu schützen. Auf meiner Seite des Geschehens befanden sich außer mir lediglich zwei Personen (Bei dem Jugendlichen handelt es sich vermutlich um den Verletzten, später ebenfalls Festgenommenen, der andere Mann im weißen Hemd war etwas älter), die auf dem Boden lagen und geschlagen wurden. Ich schirmte zuerst den einen, dann den anderen ab und half ihnen auf, bei dem Verletzten half wie im Video erkennbar ein Polizist. Der Mann im weißen Hemd lag völlig passiv auf dem Boden und schützte sein Gesicht mit einem Arm. Von einer versuchten Gefangenenbefreiung war also auf meiner Seite nichts erkennbar. Nicht erwähnt wird die spätere Festnahme des Verletzten, der laut Zeugenaussage ebenfalls um eine Dienstnummer bat.
Presseerklärung des Anwalts des Radfahrers (PDF)
Allerdings war das von mir kein "der staat und seine diener sind des teufels shice". Es müssen sich Dinge in Deutschland ändern, ja, aber des Teufels ist der Staat beileibe nicht (diese Haltung finde ich selbst absonderlich, warum lebt man dann hier?) - ebensowenig die Polizei. Aber leider gibt es gerade in der Exekutive immer wieder Vorkommnisse, die mich an der Eignung gewisser Individuen für diesen Job zweifeln lassen. Ich verdamme ausdrücklich nicht die Gesamtheit der Polizeibeamten, sondern diejenigen, die gewisse Grenzen übertreten. Natürlich gibt es Situationen, in denen die Polizei geschlossen mit Hundertschaften auftreten und hart durchgreifen muss. Aber es ist wie immer im Leben eine Frage der Verhältnismäßigkeit und die ist beim vorliegenden Fall
meiner Meinung nach nicht gegeben. Nein, ich möchte ihre Aufgabe auch nicht übernehmen und habe einen Heidenrespekt vor jedem, der dort im Arbeitsalltag weitgehend korrekt handelt.
Der Fall des 50-Jährigen hat mich auch ziemlich bewegt. Und dann liest man heute, dass sich einer der Täter bei der Familie des Opfers entschuldigt hat. *schüttelt den Kopf* Da ist nichts mehr mit entschuldigen. Respekt, dass er sich so für die Jugendlichen eingesetzt hat. Im Zusammenhang mit diesem Fall hab ich auch von einer anderen Angelegenheit (ist
hier drin erwähnt) gelesen. Ich denke, so würde ich eher handeln als direkt vor die jugendlichen Opfer zu treten, um sie zu schützen. Aber dann... muss man natürlich erst einmal in einer solchen Situation sein, um das einschätzen zu können.