Vom richtigen Zeitpunkt, eine Diät zu beginnen!

Heldana

BdW-Community
;D habe ich bei den Pfundsweibern gefunden ..... :xyxthumbs:

Die Tatsache, daß abgenommen werden muß, steht fest, kein Problem: der Speck muß weg. Kein Problem: mach' ich eben schnell eine Diät. Problem: Wann fang' ich damit an? (Natürlich erst, wenn das Baby auf der Welt ist und ich es nicht mehr stille, wo denkt ihr hin, Leute?) Aber dann gilt es, sorgfältig den richtigen Zeitpunkt zu finden.

Denn wer jetzt ruft "Am besten sofort!" hat keine Ahnung vom harten Leben eines Diäters. Das geht nicht einfach von einer Minute auf die andere. Ist der Entschluß erst einmal gefaßt, bedarf es zunächst einiger Vorbereitungen.

Zunächst muß man alles Eßbare in der Küche vernichten, um es nicht während der Diät futtern zu können. Einige stopfen die Nahrungsmittel in die Mülltonne, andere stopfen sie in sich selbst hinein. Eine Abschiedszeremonie für gute Freunde: "Ade, ihr Kartoffelchips, lebt wohl, meine lieben Nudeln, servus, liebe Schokolade...."

Anschließend fährt man in den nächsten Supermarkt und kauft "diät" ein: Magermilchjoghurt, Vollkornbrot, mageren Fisch und den berühmten, beliebten, nahrhaften und wohlschmeckenden Hüttenkäse. Ferner ein paar Äpfel und Radieschen, einen Kopf knackigen Salat und viele, viele Möhrchen. Diese Zutaten werden daheim sorgfältig in den Kühlschrank einsortiert und wohlwollend betrachtet. Hat man nämlich erst die "richtigen" Sachen im Schrank, fühlt man sich dem Traumgewicht schon ein ganzes Stück näher.

Und dann verputzt man schnell noch die bösen Ravioli aus der Dose, die einem beim Aufräumen durch die Lappen gegangen sind.

Theoretisch könnte man sagen, daß ab diesem Zeitpunkt eine Diät beginnt. Dem ist aber nicht so! Die meisten Diäter sind schon alte Abnehm-Hasen - so wie ich. Wir wissen, was auf uns zukommt. Darum gehen wir mit den Vorbereitungen noch weiter: wir veranstalten einen Hausputz, bügeln 48 Blusen auf einen Schlag weg, stellen Ernährungspläne auf, kleben Warnschilder an die Kühlschranktür und nehmen anschließend ein Vollbad mit allen Schikanen - bloß, um noch nicht abnehmen zu müsen. Denn noch sind wir offiziell nicht "auf Diät".

Wenn man alle diese Verzögerungstricks wie Rituale hinter sich gebracht hat, sitzt man erschöpft vor dem Fernseher auf der Couch, knabbert ein paar Chips, die bei der Räumaktion untergetaucht waren (das sind aber unwiderruflich die letzten... knusper, knusper) und erst dann sucht man nach dem geeigneten "Einstieg".

Die zweitmeisten Diätkuren beginnen an einem Montag. In der Regel nach einem Wochenende im Schlaraffenland, wenn die (weite) Jeans nicht nur nicht mehr zugeht, sondern schon gar nicht mehr über den Po hochgezogen werden kann. (Von der engen Jeans ganz unten im Schrank wollen wir erst gar nicht reden, ich könnte heulen, wenn ich sie zufällig sehe!)

Dann ist da das nebulöse, geheimnisumwitterte "morgen", an dem die allermeisten Diäten beginnen (wobei es reiner Zufall ist, daß in 95 % der Fälle "morgen" auf einen Montag fällt. Bei mir ist das in der Regel so).

Beliebte Tage, um mit einer Diät zu beginnen sind ferner: der Monatserste, der Tag nach Vollmond, der Tach nach den Tagen, ein Tag mit dem gleichen Datum wie der Geburtstag, der Jahrestag der Trennung der Beatles, der Tag an dem die letzte Diät begonnen hat, der Tag, an dem die letzte Diät fehlgeschlagen ist, Freitag, der 13. ... im ganzen bietet einem so ein Jahr also 365 Tage im Jahr, an denen man loslegen kann (die besonders Schlauen beginnen natürlich am 29. Februar!).

Das Problem beim "Loslegen" ist nun aber, daß in absehbarer Zeit nach dem Einstieg ein bestimmtes Ereignis steht: Weihnachten, Ostern, Tante Elfriedes Geburtstag oder ähnliche Futter-Festivals werfen ihre drohenden Schatten voraus. Und da ich als erfahrene Diäterin weiß, daß ich trotz aller guten Vorsätze und dem extra engen Rock über das Kalte Buffet herfallen werde, wie weiland die Heuschrecken über Ägypten, verschiebe ich den Einstiegs-Termin eben kurzerhand auf den Tag danach. Oder auf den Tag nach dem Tag danach. Oder auf den Tag nach dem Tag nach dem Tag danach. Oder auf irgendeinen anderen Tag, an dem Mond, Hormone, Wetter, Stimmung und Datum paßt.

Je nachdem, wie radikal man vorgehen möchte, um seinem Körper das überschüssige Fett von den Rippen zu schmelzen, kann man den definitiven Startpunkt einer Diät markieren. Die einen verspeisen eine Dose rohes Sauerkraut, die anderen schlucken Glaubersalz - die Wirkung bleibt die gleiche: der Darm wird gnadenlos geleert. Danach fühlt man sich entschlossen, innerlich rein und willensstark (und schon irgendwie dünner) und verspeist mit Genuß das erste Knäcke mit Viertelfettquark und ein Radieschen.

Während man dann auf der Couch sitzt und noch ein und noch ein und noch ein Radieschen mampft, überkommt einen ein wunderbares Gefühl, wenn im Fernsehen eine der wunderschönen, magersüchtigen Ansagerinnen erscheint: wartet nur, wenn ich erst mit der Diät anfange, bin ich auch bald so schön (und schlank) wie ihr! Wenn ich wirklich will, schaff' ich das nämlich mit links! - Danach geht man voller Zuversicht und Genugtuung an den Kühlschrank. Denn noch ist man ja nicht "richtig" auf Diät, man steht noch davor.

Aber morgen... oder am Montag... oder am nächsten Ersten... oder am Valentinstag... oder sonst irgendwann... da geht's aber los! Naja, vielleicht, wenn ich heute schon mal das Abendessen ausfallen lasse, dann bin ich morgen schon ein bißchen motivierter. Bloß gut, daß ich sonst keine Probleme hab'!
 
Oben