Urteil: Heise haftet auch ohne Kenntnis für Forenbeiträge

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Anirab

Quelle: http://www.heise.de/newsticker/meldung/66982

Das Hamburger Landgericht hat eine einstweilige Verfügung bestätigt, nach der es heise online verboten ist, Forenbeiträge zu verbreiten, in denen dazu aufgerufen wird, durch den massenhaften Download eines Programms den Server-Betrieb eines Unternehmens zu stören. Der Heise Zeitschriften Verlag wird damit faktisch gezwungen, sämtliche Beiträge zu den Diskussionsforen im Vorhinein auf diesen Rechtsverstoß hin zu überprüfen. Das Urteil (Az. 324 O 721/05) dürfte gravierende Auswirkungen auf den Betrieb von Webforen und vergleichbaren Diensten haben.

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Im vorliegenden Fall sahen das Unternehmen Universal Boards und dessen Geschäftsführer Mario Dolzer ihre Rechte verletzt. Einzelne Forenteilnehmer hatten im Forum zu einem Bericht über die Geschäftspraktiken von Universal Boards ein Skript veröffentlicht, das geeignet sein soll, den Betrieb von Download-Services dieses Unternehmens zu gefährden. Dessen Rechtsanwalt Bernhard Syndikus verlangte daraufhin per Abmahnung vom Verlag, es zu unterlassen, "an der Verbreitung von 'Leserkommentaren' mitzuwirken, in denen wörtlich oder sinngemäß dazu aufgerufen wird, Dateien, insbesondere das Programm 'k.exe', so oft wie möglich von den Servern meiner Mandantschaft downzuloaden, um die Server meiner Mandanten 'in die Knie zu zwingen'".

Der Verlag löschte umgehend die genannten Forenbeiträge, gab aber die geforderte Verpflichtung nicht ab, da er seiner Auffassung nach nur bei Kenntnis der potenziell rechtswidrigen Beiträge handeln muss. Daraufhin erwirkte Universal Boards eine der Unterlassungsaufforderung entsprechende einstweilige Verfügung am Landgericht Hamburg. Den Widerspruch des Verlags gegen diese Verfügung wies das Gericht nach einstündiger mündlicher Verhandlung am vergangenen Freitag ab.

Die Kammer erklärte, sie sei überzeugt, dass der Verlag allein durch die Verbreitung auch ohne Kenntnis für die im Forum geäußerten Inhalte haftbar zu machen sei. Er könne schließlich die Texte vorher automatisch oder manuell prüfen. So wie der Verlag das Forum bisher betreibe, fordere er Rechtsverletzungen sogar potenziell heraus, betonte ein Richter. Es sei nicht hinnehmbar, dass "die in ihren Rechten Verletzten Ihnen hinterherrennen müssen". Den Einwand des Verlags, dass eine automatische Filterung erwiesenermaßen nicht funktioniere und eine manuelle Prüfung jedes Beitrags angesichts von über 200.000 Postings pro Monat schlicht nicht zu leisten sei, ließ die Kammer nicht gelten.

"Sollte sich diese Rechtsprechung durchsetzen, führt das dazu, dass jeder Anbieter, der ungefiltert die Möglichkeit zu Kommentaren bietet, unmittelbar für Rechtsverstöße in den Beiträgen haftet und abgemahnt werden kann", kommentierte der Justiziar des Heise Zeitschriften Verlags, Joerg Heidrich. Davon seien nicht nur Foren, sondern auch alle anderen Web-Kommunikationsformen wie Blogs, Gästebücher oder sogar Chats betroffen. Nach Ansicht von Heidrich steht diese Rechtsprechung im klaren Widerspruch zu dem erklärten Willen des Gesetzgebers und einer EU-Richtlinie, wonach Diensteanbieter gerade nicht dazu verpflichtet seien, die von ihnen nur übermittelten oder gespeicherten Informationen zu überwachen. Auch der BGH gehe in einem Urteil zu dieser Problematik davon aus, dass ein Anbieter nur dann als Störer hafte, wenn zumutbare Kontrollmöglichkeit über die verbreiteten Inhalte bestünden.

Die Auswirkungen des Urteils auf den weiteren Betrieb der Webforen von heise online sind kaum absehbar. "Wir werden Foren schließen müssen, wenn einzelne Teilnehmer über die Stränge zu schlagen drohen, und können wohl zu brisanten Themen generell keine Diskussionsplattform mehr anbieten", sagte Chefredakteur Christian Persson. Der Heise Zeitschriften Verlag hat bereits angekündigt, nach der Zustellung der schriftlichen Urteilsbegründung Rechtsmittel gegen die Entscheidung einzulegen. (hob/c't)
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Anirab

Ich bin wohl zu doof zum News posten. :urgs:

1. hatte ich als Kategorie Sonstiges ausgewählt - lässt sich nicht mehr ändern.
2. funktionieren die more-Tags bei mir irgendwie nicht.


Zu dem Urteil lässt sich sagen, daß man prinzipiell eigentlich kein Forum mehr betreiben darf, will man nicht den Münchnern Abmahn-Spezies in die Hände fallen. Kann man Syndikus+Grafenreuth nicht endlich aus der Anwaltskammer werfen und ihnen die Berechtigung wegnehmen, ihre Anwaltstätigkeit auszuüben?

Jeder Forenbetreiber steht mit einem Bein im Knast wenn das Urteil nicht von einer höheren Instanz revidiert wird. Heise bleibt da sicher am Ball und wollen wir hoffen, daß es noch Richter mit Hirn gibt in Deutschland und die 40er Generation langsam in Rente geht. Weltfremd sag ich da nur, vermutlich scheitern da einige schon am V-Tec Spielzeugcomputer der Urenkel. :wallbash:
 

Teldan

BdW-Administrator
das Thema heist auch "Verschiedenes" und ausgewählt war lustigerweise Warhammer Online :) das kann man nur als Mod über "Thema bearbeiten" ändern.

Der more tag hat schon funktioniert, nur findet der nur auf der Website Anwendung und nicht im Foum, und alles nach dem /more Endtag wird nichtmehr mit ausgegeben auf der Website.
 

Kitara

BdW-Administrator
Ja das ist echt albern, solche Filtermaßnahmen kann doch kein Betreiber leisten. Eine automatische Filterung lässt sich ja auch immer relativ leicht umgehen, indem man z.b. schreibt k*.*e*x*e und als Hinweis bitte die * entfernen => man hat den Dateinamen.
 
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